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Die Familie zog
mit Kater Simba aus der Gemeinde weg und liess sich in einer 15
Kilometer entfernten Stadt nieder. Zur Eingewöhnung blieb die Katze am
neuen Wohnort einige Zeit drinnen; danach erhielt sie wieder Auslauf.
Nach anfänglich kurzen Erkundungsgängen unternahm Simba immer längere
Ausflüge und kehrte eines Tages nicht mehr heim. Trotz Suchen war der
Kater unauffindbar. Monate später stellte eine Katzenliebhaberin aus
unserer Region eine schwarze Katze, die sich neu in ihrem Haushalt
«eingemietet» hatte, in der Praxis vor. Da der Vorbericht den Verdacht
weckte, der Kater könnte entlaufen sein, wurde mit dem Lesegerät nach
einem Mikrochip gesucht. Wirklich, auf der linken Halsseite war eine
15-stellige Nummer ablesbar. Bei der Datenbank Anis (Animal Identity
Service) wurden Name und Adresse des Besitzers gefunden. Simba, der auf
dem Heimweg zum früheren Domizil war, konnte seiner Familie
zurückgebracht werden. Ein bis heute eher seltener Fall eines
glücklichen Wiedersehens. Die wenigsten Katzenbesitzer lassen nämlich
ihre Mieze kennzeichnen und registrieren, obschon die meisten der
jährlich in der Schweiz als vermisst gemeldeten 20 000 Tiere Katzen
sind.
Für den Besitzer ist das Verschwinden seiner Katze meist sehr belastend.
Durch Nachfragen bei Nachbarn, Tierheimen und Tierärzten, in
persönlichen Suchaktionen, mit Aufhängen von Vermisstanzeigen oder
Aufrufen in den Medien wird versucht, ihren Verbleib zu klären. Oft hat
sich Mieze einfach einen anderen Haushalt ausgesucht, weil sie dort ihr
Lieblingsfutter bekommt, weil die Umgebung ruhiger ist oder weil andere
Katzen sie aus ihrem angestammten Territorium vertrieben haben. Wenn der
zugewanderte Neumieter kein Halsband mit Namen und Adresse trägt, nimmt
der neue Halter an, das arme Tier sei ausgesetzt, und gewährt ihm Asyl.
Um die Herkunft entlaufener oder verunfallter Katzen zu ermitteln,
sollte ihnen - gleich den Hunden, bei denen dies seit 2006 gesetzliche
Pflicht ist - ein Mikrochip eingesetzt werden. Eine 13 Millimeter lange
und 2 Millimeter dicke Glasperle, in der eine 15-stellige Nummer
elektronisch gespeichert ist, wird mit einer Kanüle an der linken
Halsseite unter die Haut implantiert.
Entspannte Tiere spüren den Einstich meist kaum, schreckhafte oder wenig
kooperative Katzen wehren sich manchmal kurz. Ist der Chip gesetzt,
werden die Nummer sowie Name, Alter, Geschlecht und Fellfarbe der Mieze
zusammen mit der Adresse des Besitzers aus Anis in Bern gemeldet. Wird
nun eine zugelaufene Katze vom neuen Halter einer Tierärztin
vorgestellt, kann diese mit einem Lesegerät die Chipnummer ablesen und
bei Anis deren Besitzer ausfindig machen. Der eingesetzte Chip sendet
übrigens keine Wellen oder Strahlungen aus; das zum Ablesen im Abstand
von einigen Zentimetern über die linke Halsseite geführte Gerät sendet
ein Signal aus, das vom Chip - ähnlich einem Schiffsradar - reflektiert
wird. |
Aktualisiert am
13.01.2020 |
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